Für eine gute Gesundheit ist eine ausreichende Zufuhr der essenziellen langkettigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) wichtig.1 Der Omega-3-Index lässt sich anhand einer Blutentnahme aus der Fingerbeere feststellen. Dieser Test gibt einen besseren Einblick in den Omega-3-Fettsäurestatus als die Berechnung der Omega-3-Fettsäurezufuhr (über Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel). Welche Dosis an Omega-3-Fettsäuren sollten Sie täglich einnehmen, um Ihren Omega-3-Index in einigen Monaten zu erhöhen? Amerikanische Wissenschaftler haben das untersucht.
Der Omega-3-Index, der prozentuale (Gewichts-)Anteil von EPA und DHA an der gesamten Fettsäurezusammensetzung in der Zellmembran der roten Blutkörperchen, ist ein zuverlässiger Biomarker für den Omega-3-Fettsäurestatus über einen längeren Zeitraum (80-120 Tage) und korreliert gut mit dem Gehalt an langkettigen Omega-3-Fettsäuren in Geweben und Organen, einschließlich Herz, Leber und Nieren.(1) Für u. a. die kardiovaskuläre Gesundheit liegt der Omega-3-Index idealerweise bei 8-12 %.(2) Abbildung 1 zeigt den durchschnittlichen Omega-3-Index auf Bevölkerungsebene. In den Niederlanden beträgt der durchschnittliche Omega-3-Index etwa 4,5 % (zwischen 4 und 6 %), in den Vereinigten Staaten liegt er bei 4 % oder darunter.(3)
1 - DHA trägt bei einer täglichen Einnahme von 250 mg DHA zum Erhalt einer normalen Sehkraft und Gehirnfunktion bei
- EPA und DHA tragen bei einer täglichen Einnahme von 250 mg EPA/DHA zu einer normalen Herzfunktion bei
- EPA und DHA tragen bei einer täglichen Einnahme von 2 Gramm EPA/DHA zur Aufrechterhaltung eines normalen Triglyceridspiegels im Blut bei
- EPA und DHA tragen bei einer täglichen Einnahme von 3 Gramm EPA/DHA zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks bei
Abbildung 1. Geschätzter Omega-3-Index pro Land, berechnet anhand anderer Parameter (Fettsäurezusammensetzung der Plasmalipide, der Plasmaphospholipide und des Blutes) (3)
Bei einem Omega-3-Index von 8 % oder höher ist normalerweise eine Nahrungsergänzung erforderlich
Bei westlichen Essgewohnheiten ist in der Regel eine Nahrungsergänzung mit einem Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren erforderlich, um einen optimalen Omega-3-Index von mindestens 8 % zu erreichen, selbst wenn eine Person zweimal pro Woche Fisch isst.(4) In zwei klinischen Studien hatten Teilnehmer, die zweimal pro Woche fetten Fisch aßen, einen durchschnittlichen Omega-3-Index von 5,1 % bzw. 6,1 %.(5,6) In einer anderen Studie hatten nur 44 % der Erwachsenen, die mindestens dreimal pro Woche Fisch aßen und eine tägliche Ergänzung mit EPA/DHA genommen haben (umgerechnet etwa 835 mg EPA und DHA pro Tag), einen Omega-3-Index von 8 % oder höher.(4)
Wirkung einer EPA- und DHA-Nahrungsergänzung auf den Omega-3-Index
Amerikanische Wissenschaftler untersuchten die Wirkung einer täglichen Nahrungsergänzung mit EPA und DHA (in Form von Triglyceriden oder Ethylestern) auf den Omega-3-Index.(7) Sie werteten die Daten von 14 placebokontrollierten Interventionsstudien (aus den Vereinigten Staaten, Italien und Norwegen) mit 1422 Probanden aus. Besonders interessiert waren sie an der Tagesdosis von EPA und DHA (254-4400 mg/Tag, durchschnittlich 1983 mg/Tag), der Dauer der Nahrungsergänzung (4-24 Wochen, durchschnittlich 13,6 Wochen), der Verbesserung des Omega-3-Indexes (von durchschnittlich 4,9 bis 8,1 %, ein Anstieg von 65 % in der EPA/DHA-Gruppe gegenüber 0 % in der Placebo-Gruppe), der biochemischen Form von EPA/DHA (Triglyceride oder Ethylester) und anderen Faktoren, welche die Wirkung von EPA/DHA-Nahrungsergänzung auf den Omega-3-Index beeinflussen können einschließlich Geschlecht (74 % Männer, 26 % Frauen), Alter (durchschnittlich 63 Jahre), Körpergewicht (durchschnittlich 83 kg), BMI (Body-Mass-Index, durchschnittlich 28 kg/m2) und Gesundheitszustand der Probanden.(7)
Prädiktoren für die Wirkung der Nahrungsergänzung auf den Omega-3-Index
Die tägliche Dosis von EPA und DHA, die angebotene biochemische Form (Triglyceride, Ethylester) und der Ausgangswert des Omega-3-Indexes erwiesen sich als die wichtigsten Prädiktoren für die Wirkung der Nahrungsergänzung mit EPA/DHA auf den Omega-3-Index. Die Forscher berechneten, dass bei einem Omega-3-Index von 4,9 % eine tägliche Ergänzung mit 850 mg EPA/DHA erforderlich ist, um einen Omega-3-Index von 6,5 % zu erreichen.(7) Ein Nahrungsergänzungsmittel mit EPA/DHA-Triglyceriden erhöht den Omega-3-Index pro Gramm um etwa 1 % mehr, verglichen mit EPA/DHA-Ethylestern.
Erforderliche Dosen von EPA/DHA, um den Omega-3-Index auf 8 % zu erhöhen
Die Forscher haben in einer Grafik gezeigt (siehe Abbildung 2), dass eine (viel) höhere Dosis von EPA/DHA erforderlich ist, um nach 13 Wochen einen Omega-3-Index von etwa 8 % zu erreichen, wenn das Nahrungsergänzungsmittel EPA/DHA-Ethylester enthält, im Vergleich mit EPA/DHA-Triglyceriden, insbesondere mit einem niedrigen anfänglichen Omega-3-Index.(7) Die ungefähre Dosis von EPA/DHA (Triglyceriden), die erforderlich ist, um einen Omega-3-Index von 8 % in 13 Wochen zu erreichen, beträgt 2200 mg/d bei einem Omega-3-Index von 2 %, 1500 mg/Tag bei einem Omega-3-Index von 4 % und 750 mg/Tag bei einem Ausgangswert von 6 %.(16) Um sicherzustellen, dass 95 % der Menschen mit westlichen Essensgewohnheiten (nicht nur 50 %) einen Omega-3-Index von durchschnittlich 8 % in 13 Wochen bei einem Ausgangswert von 4 % erreichen, wird etwa 1750 mg EPA/DHA-Triglyceride pro Tag oder 2500 mg EPA/DHA-Ethylester pro Tag benötigt. Die (Erhaltungs-)Dosis von EPA/DHA, die erforderlich ist, um den Omega-3-Index stabil bei ca. 8 % zu halten, liegt über 850 mg EPA und DHA pro Tag.(9) Die aktuellen Empfehlungen für langkettige Omega-3-Fettsäuren (200 mg/Tag in den Niederlanden, 250-500 mg/Tag in den USA) sind eindeutig unzureichend für einen Omega-3-Index von 8 % oder höher.(7)
Abbildung 2. Dosis von EPA/DHA, die erforderlich ist, um nach etwa 13 Wochen Nahrungsergänzung einen Omega-3-Index von etwa 8 % zu erreichen, wobei ein bestimmter Ausgangswert des Omega-3-Index angenommen wird.(7)
Tagesdosis von Omega-3-Fettsäuren auf der Grundlage des Omega-3-Index
In der Praxis ist es sinnvoll, mit EPA und DHA auf der Grundlage des Omega-3-Indexes zu ergänzen, wobei die erforderliche Dosis niedriger ist, wenn EPA und DHA in Form von (wiederveresterten) Triglyceriden verwendet werden. Die in Abbildung 2 angegebenen Dosen gelten für Personengruppen mit einem bestimmten Omega-3-Index; für einzelne Personen kann die erforderliche Dosis an Omega-3-Fettsäuren leicht variieren. Außerdem basieren die Berechnungen auf westlichen Essgewohnheiten.
Tipp: Der Bedarf an Omega-3-Fettsäuren kann sich auch ändern (verringern), wenn die Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren aus der Nahrung so eingeschränkt wird, dass das Verhältnis zwischen dem Verzehr von Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren (das bei westlichen Essgewohnheiten zwischen 20:1 und 15:1 liegt) 10:1 nicht übersteigt.(1) Idealerweise liegt dieses Verhältnis bei 4:1 bis 2:1, wie es in Japan der Fall ist.(1) Der Omega-3-Index-Finger-Prick-Test gibt auch Aufschluss über den Omega-6-Status im Verhältnis zum Omega-3-Status.
Triglyceride wirksamer als Ethylester
Fisch(-Öl) enthält von Natur aus etwa 30 % EPA und DHA in Form von Triglyceriden (Glycerol mit 3 Fettsäuren). Bei der Herstellung von hochkonzentrierten Fischölergänzungsmitteln mit einem sehr hohen Gehalt an EPA und DHA werden diese Fettsäuren vom Glycerol getrennt und es entstehen Ethylester. Solche hochdosierten Fischölergänzungen wurden in vielen klinischen Studien verwendet. Sie sind sicher und wirksam. In den letzten Jahren ist es gelungen, EPA- und DHA-Ethylester mit Glycerol zu rekonstituieren, wodurch wiederveresterte Triglyceride mit einer etwas anderen biochemischen Struktur als die ursprünglichen Triglyceride entstehen. Ein Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl mit wiederveresterten Triglyceriden hat einen hohen Gehalt an EPA und DHA in einer gut resorbierbaren Form. EPA und DHA werden aus wiederveresterten Triglyceriden noch besser aufgenommen als aus den ursprünglichen Triglyceriden, da wiederveresterte Triglyceride im Verdauungstrakt leichter aufgespalten werden.(1,8) Es ist immer ratsam, EPA- und DHA-haltige Nahrungsergänzungsmittel mit einer fettreichen Mahlzeit einzunehmen, insbesondere Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis von EPA/DHA-Ethylestern.(1,8)
Literatur
1. Cholewski M et al. A comprehensive review of chemistry, sources and bioavailability of omega-3 fatty acids. Nährstoffe. 2018;10(11). pii: E1662.
2. von Schacky C. Cardiovascular disease prevention and treatment. Prostaglandins Leukot Essent Fatty Acids. 2009;81(2-3):193-8.
3. Stark KD et al. Global survey of the omega-3 fatty acids, docosahexaenoic acid and eicosapentaenoic acid in the blood stream of healthy adults. Prog Lipid Res. 2016;63:132-52.
4. Jackson KH et al. Association of reported fish intake and supplementation status with the omega-3 index. Prostaglandins Leukot Essent Fatty Acids. 2019;142:4-10.
5. Block RC et al. Determinants of blood cell omega-3 fatty acid content. Open Biomarkers J. 2008;1:1-6.
6. Harris WS et al. Comparison of the effects of fish and fish-oil capsules on the n 3 fatty acid content of blood cells and plasma phospholipids. Am J Clin Nutr. 2007;86(6):1621-5.
7. Walker RE et al. Predicting the effects of supplemental EPA and DHA on the omega-3 index. Am J Clin Nutr. 2019;110:1034-1040.
8. Schuchardt JP et al. Bioavailability of long-chain omega-3 fatty acids. Prostaglandins Leukot Essent Fatty Acids. 2013;89(1):1-8.
9. Harris WS et al. The Omega-3 Index and relative risk for coronary heart disease mortality: estimation from 10 cohort studies. Atherosclerosis. 2017;262:51-54.